Ärztezentrum will Steuern sparen – und mittels Stiftungen Nashörner in Namibia fördern

Hermann Rohlfs ist ein umtriebiger Mann. Der Apotheker und Unternehmer leitet nicht nur die „Rats-Apotheke“ im Örtchen Uslar bei Göttingen. Seine Familie tritt im nordhessischen Homberg/Efze auch als Investor eines Ärztezentrums auf, Träger ist die „MVZ am Obertor GmbH“. Innere Medizin, Gynäkologie, Palliativmedizin, Psychotherapie sowie ein Dialysezentrum sind hier zu finden, 2017 gab es 14 Beschäftigte. Was der Homberger Blogger Delf Schnappauf im Handelsregister entdeckt hatte: Die GmbH wurde kürzlich in eine gemeinnützige Gesellschaft umgewandelt. Was bekanntlich Privilegien bringt – so muss eine gemeinnützige GmbH keine Steuern zahlen. Zweck der „MVZ am Obertor gGmbH“ sei laut Handelsregister unter anderem „die Förderung gemeinnütziger Stiftungen“, insbesondere solcher „zum Schutz der natürlichen Artenvielfalt in Namibia“, „zum Schutz der natürlichen Landschaft Namibias“ sowie „zum Erhalt der Nashörner“. Das wirft Fragen auf.

Geschäftliche Interessen in Namibia

Gleich vorweg: Nicht der Investor, allein das zuständige Finanzamt entscheidet, ob eine GmbH gemeinnützig ist oder nicht. Und das Finanzamt prüft im Nachhinein; eine frisch gegründete oder gerade umgewandelte GmbH weiß also noch gar nicht, ob sie als gemeinnützig anerkannt wird. Und ja, es ist möglich, ein MVZ, also ein Medizinisches Versorgungszentrum von einer gemeinnützigen GmbH betreiben zu lassen. Schließlich gibt es auch Krankenhäuser oder Seniorenheime, die gemeinnützige Träger haben. Doch was hat es mit Namibia auf sich? Eine Recherche im Internet bringt schnell ans Licht: Hermann Rohlfs vermietet in Namibia Lodges an Touristen. Profitiert er also, wenn seine gGmbH dort hilft, Nashörner zu schützen, die Artenvielfalt und die natürliche Landschaft zu pflegen? Weil dann mehr Touristen kommen? Private Investitionen, abgewickelt über Stiftungen, mit freundlicher Unterstützung deutscher Steuerzahler? Und überhaupt – welche Stiftungen will das gemeinnützige MVZ denn fördern?

Investor nimmt Stellung

Hermann Rohlfs beantwortet meine Anfrage per E-Mail. Die von mir „vermutete Nähe zu touristisch intendierten Investitionen bei meinen Lodges“ sei bereits „im Vorfeld“ mit dem Finanzamt thematisiert worden. Es gebe „genug unterstützungswürdige Aktivitäten außerhalb des eigenen Nutzniessungsbereichs“. Bislang habe die gGmbH noch kein Geld nach Namibia transferiert – sie sei „doch erst gerade eben gegründet“. Er betont: „Bislang sei kein Geld im Säckel.“ An welche Stiftungen Gelder fließen sollen, erklärt Rohlfs nicht. „Falls es jemals zu der Entscheidung kommt, Geld an eine konkrete Stiftung auskehren zu wollen, wird man sich dann zu entscheiden haben“, schreibt der Apotheker. Rohlfs erklärt, er und seine Familie hätten bereits privat „große Beträge“ für Namibia aufgewandt, für Schulprojekte, Arten- und Landschaftsschutz. Er versichert: „Die aus der gGmbH zu erwartenden Gewinne sind im Vergleich zu den von uns privat eingesetzten Geldmittel verschwindend untergeordnet.“

Fazit

Keine Frage: Sich privat für Nashörner und Landschaftsschutz im südlichen Afrika einzusetzen, ist eine gute Sache. Ob jedoch das Homberger MVZ jemals steuerbegünstigt Gelder nach Namibia schicken darf, das steht –  nach meiner Einschätzung – in den Sternen.

(Foto: Werner Schnetzer auf Pixabay)