Andre Agassi, der millionenschwere ehemalige US-Tennisprofi, lebt mit Ehefrau Steffi Graf und den beiden gemeinsamen Kindern in Las Vegas. Dort tritt er gern als Philanthrop auf, als spendabler Menschenfreund. Allerdings verfolgt seine Stiftung, die „Andre Agassi Foundation for Education“, nach meinem Eindruck nicht nur non-profit-Ziele. Sie hilft, zumindest indirekt, die Geschäfte Agassis zu befeuern. Die Stiftung fördert vor allem eine Schule, die „Agassi Prep“ in West Las Vegas, einem sozialen Brennpunkt. Zumeist Kinder aus armen Familien besuchen den Unterricht. Und der Haken daran?
Die „Agassi Prep“ ist eine Charter School. Das sind vom Staat finanzierte Privatschulen, über deren Nutzen in den USA heftig gestritten wird. Deren Anhänger, oft konservative Bildungspolitiker, sagen: Charter Schools dürfen ihren Lehrplan selbst bestimmen, verfügen über ein eigenes Budget und wählen ihre Lehrkräfte selbst aus. Deshalb, so die Behauptung, erteilten Charter Schools besseren Unterricht als public schools, die starre staatliche Vorgaben zu beachten hätten. Kritiker widersprechen: Charter Schools sorgten nicht per se für mehr Bildungsqualität. Und wo eine dieser Privatschulen aufmache, jage sie der benachbarten public school oftmals die leistungsfähigeren Schüler ab. Fest steht indes: US-Baufirmen und deren Investoren finden diese Privatschulen richtig toll. Denn wo eine Charter School gegründet wird, muss ein neues Schulgebäude her. Die werden zumeist von privaten Immobilienfirmen errichtet und an den Schulträger vermietet, oft zu stattlichen Konditionen, finanziert vom Steuerzahler. Und wer tat sich mit einem Investmentprofi zusammen, um Kapital für den Bau von Charter Schools einzusammeln? Andre Agassi. Dessen „Turner-Agassi Charter School Facilities Fund“ verkündete, Schulgebäude für 500 Millionen US-Dollar errichten zu wollen. Inzwischen haben Agassi und sein Kompagnon einen zweiten Charter-School-Investmentfonds gestartet. Ein Business-Modell, zu dem die Ziele der Agassi-Stiftung offenbar hervorragend passen. Auf der Stiftungshomepage steht: „Zusammen verändern wir die öffentliche Bildung in den USA“. Und zwar „…durch unsere Charter School in Las Vegas“ und „durch Einflussnahme auf die Landes- und Bundespolitik.“