Den Bock zum Gärtner machen oder: Wenn unternehmensnahe Stiftungen für unabhängigen Journalismus sorgen

„Meinungsvielfalt zu erhalten und zu ermöglichen, liegt im Interesse aller Stiftungen“, behauptet der Bundesverband Deutscher Stiftungen. Deshalb seien Stiftungen die richtigen Partner, um in schwierigen Zeiten Qualitätsjournalismus zu fördern. Aha. Ist das so? Ich habe da großen Zweifel. Wer mal als Journalist der Krupp-Stiftung, der Bertelsmann- Stiftung oder der Stiftung des verstorbenen DVAG-Chefs Reinfried Pohl kritische Fragen stellte, der weiß, wie schnell man dort auf zugeknöpfte Pressestellen stößt. Transparenz ist die Sache vieler unternehmensnaher Stiftungen nicht, so meine Erfahrung. Aus diesem Grund habe ich Bedenken, wenn jetzt, wie geschehen, die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in ver.di (dju) sowie der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) den Aufruf des Stiftungsverbandes pro Qualitätsjournalismus unterschreiben. Damit laufen sie Gefahr, gemeinsame Sache mit wirtschaftsnahen Akteuren zu machen. Denn diesen Aufruf unterzeichnet haben auch die BMW-Herbert-Quandt-Stiftung, die Vodafone-Stiftung, die Robert-Bosch-Stiftung, die Daimler-und-Benz-Stiftung, die Deutsche-Telekom-Stiftung sowie der unternehmensfinanzierte Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Wenn diese Akteure künftig Geld für Recherchen geben – wie unabhängig können Journalistinnen und Journalisten dann noch agieren? Ich finde: dju und DJV hätte sich besser überlegen sollen, zu wem sie da ins Bett steigen.