Liechtensteins Finanzindustrie präsentiert sich zwischen gemeinnützigen Stiftungen

Auf den ersten Blick eine ganz normale Konferenz der Stiftungsszene: „Stiftung & Unternehmen#6“ nennt sich die Veranstaltung, zu der ein Tochterunternehmen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.) einlädt. Es gehe um die „Verflechtungen zwischen Stiftungen und Unternehmen“ und ihre „wirtschaftliche und gesellschaftliche Wirkung“, diese sei „facettenreich“. Eingeladen wird für den 12. September 2023 nach Frankfurt/Main. Die Referentinnen und Referenten kommen von bekannten Akteuren der gemeinnützigen Stiftungslandschaft. Vertreten sind das Deutsche Stiftungszentrum – wichtige Adresse zur Beratung von Stiftern -, die Umweltstiftung Michael Otto, die Carl-Zeiss-Stiftung, die Software-AG-Stiftung, die Körber-Stiftung und der Bundesverband Deutscher Stiftungen. Das klingt attraktiv.

Liechtensteins LGT Bank schickt Referenten

Doch was haben Leute aus dem Steuerparadies Liechtenstein auf dieser Veranstaltung zu suchen? Als Referent wird auch Dietmar Arzner angekündigt. Er ist „Head of Wealth Planning“ bei der liechtensteinischen LGT Bank. Sie gehört der Fürstenfamilie und war in den Steuerhinterziehungs-Skandal um den damaligen Post-Chef Zumwinkel verwickelt. Es spricht außerdem Thomas Zwiefelhofer von der liechtensteinischen Treuhandfirma First Advisory Group. Deren Inhaberin heißt Angelika Moosleithner, Tochter des hochumstrittenen liechtensteinischen Treuhänders Herbert Batliner, der im CDU-Parteispendenskandal der 1990er Jahre tief verstrickt war. Als „Partner“ der F.A.Z.-Konferenz tritt ferner Liechtenstein Finance auf, der Lobbyverein der liechtensteinischen Finanzszene.

PR-Erfolg für eine Steueroase

Liechtenstein ist für reiche Privatpersonen und Unternehmer nicht vor allem deshalb interessant, weil sie dort Vermögen in eine gemeinnützige Stiftungen stecken können. Das können sie auch hierzulande. Nein, Liechtenstein ist für dieses Klientel attraktiv, weil das winzige Fürstentum mit seinen 40.000 Einwohnern mit extrem niedrigen Steuern  lockt. Davon profitieren die liechtensteinischen Familienstiftungen, deren Erträge an Verwandte, Freunde und sonstige „Begünstigte“ ausgeschüttet werden. So liegt die Körperschaftsteuer, die von privatnützigen Familienstiftungen gezahlt werden muss, bei gerade mal 12,5 Prozent (in Deutschland müssen sie inklusive Gewerbesteuer circa 30 Prozent an den Fiskus abdrücken). Und wenn die Erträge im Ausland erwirtschaftet wurden, was die Regel sein dürfte, ist zumeist lediglich eine Mindeststeuer von 1.800 Schweizer Franken im Jahr zu zahlen. Und alles ganz legal. Ich bin sicher: Die Herren aus dem Fürstentum werden diese Botschaft in Frankfurt unter die Leute bringen. Und die Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Stiftungslandschaft sorgen für den ehrbaren Rahmen. Ein PR-Erfolg für Liechtensteins Banker und Treuhänder – in Vaduz und Schaan dürften die Champagner-Korken knallen. (Foto: LGT-Bank in Vaduz, von Matthias Holland-Letz)