Stiftung am Uni-Klinikum Marburg-Gießen kassiert handfeste Rüge

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Das Stiftungsvermögen, immerhin 100 Millionen Euro, sei „in seinem realen Wert nicht erhalten“ worden. Die mit Errichtung der Stiftung verbundenen Ziele „wurden nicht im erwarteten Umfang erreicht“. Zwei handfeste Ohrfeigen, die der Rechnungshof des Landes Hessen in seinem Jahresbericht vom 19. Mai 2015 der Marburger Von-Behring-Röntgen-Stiftung verpasst. Die Stiftung wurde 2006 vom Land Hessen errichtet, nachdem die CDU-geführte Landesregierung die Universitäts-Kliniken in Marburg und Gießen erst fusioniert und anschließend verkauft hatte. Erwerber war die Rhön-Klinikum Aktiengesellschaft. Ein Verkauf, der Schlagzeilen machte – handelte es sich doch um die bundesweit erste Privatisierung einer Universitäts-Klinik.

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Friede Springer will Groß-Stiftung gründen – noch mehr Macht für die Springer-Erbin?

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Wie die FAZ in ihrer Online-Ausgabe am 15. 2. 2016 berichtet, plant Friede Springer, Erbin des Großverlegers Axel Cäsar Springer, ihre Unternehmensanteile in eine Stiftung einzubringen. Als Vorbild soll die gemeinnützige Krupp-Stiftung dienen, die großen Einfluss auf die ThyssenKrupp AG ausübt.  Friede Springer besitzt laut Pressebericht etwa 52 Prozent der Springer-Aktien, ihr Vermögen wird auf vier Milliarden Euro geschätzt. Der Springer-Konzern (Bild, Welt, N24, digitale Medien)  beschäftigt 14.000 Menschen, der Umsatz liegt bei drei Milliarden Euro.

Setzt sich die Springer-Witwe durch, so entsteht eine weitere, vom Steuerzahler hochsubventionierte Groß-Stiftung. Was diese an Einnahmen erzielt, muss sie nicht versteuern. Spenden an die Stiftung dürfen steuerlich geltend gemacht werden. Als Stifterin bestimmt allein Friede Springer, welche Bereiche gefördert werden und welche nicht. Die Macht einer der Reichsten des Landes würde also drastisch zunehmen. Schon heute lenkt Friede Springer zwei gemeinnützige Stiftungen, die Projekte in den Bereichen Wissenschaft, Bildung und Medizin unterstützen. Die Hamburger Professorin Birgit Weitemeyer, Expertin für Stiftungsrecht, sieht den Trend, dass immer mehr Unternehmen ganz oder teilweise von gemeinnützigen Stiftungen beherrscht werden, mit Sorge. Mehr dazu in: „Scheinheilige Stifter“, Seite 138.

Aufschlag: Andre Agassi! Wie der ehemalige US-Tennisstar Stiftung und Business miteinander verknüpft

Andre Agassi, der millionenschwere ehemalige US-Tennisprofi, lebt mit Ehefrau Steffi Graf und den beiden gemeinsamen Kindern in Las Vegas. Dort tritt er gern als Philanthrop auf, als spendabler Menschenfreund. Allerdings verfolgt seine Stiftung, die „Andre Agassi Foundation for Education“, nach meinem Eindruck nicht nur non-profit-Ziele. Sie hilft, zumindest indirekt, die Geschäfte Agassis zu befeuern. Die Stiftung fördert vor allem eine Schule, die „Agassi Prep“ in West Las Vegas, einem sozialen Brennpunkt. Zumeist Kinder aus armen Familien besuchen den Unterricht. Und der Haken daran?

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Darf die Deutsche Bahn 10 Millionen Euro pro Jahr in eine gemeinnützige Stiftung stecken?

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Züge kommen verspätet oder gar nicht. Türen sind oft kaputt, Toiletten verstopft, Klimaanlagen fallen aus. Dazu unzufriedene Lokführer, die gerne mal streiken. „Sänk ju for träwelling wiss Deutsche Bahn“, das klingt für viele wie Hohn. Jetzt droht der Deutschen Bahn nach Presseberichten auch noch ein Milliarden-Defizit. Doch was macht das Unternehmen? Es leistet sich den Luxus einer gemeinnützigen Stiftung

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Den Bock zum Gärtner machen oder: Wenn unternehmensnahe Stiftungen für unabhängigen Journalismus sorgen

„Meinungsvielfalt zu erhalten und zu ermöglichen, liegt im Interesse aller Stiftungen“, behauptet der Bundesverband Deutscher Stiftungen. Deshalb seien Stiftungen die richtigen Partner, um in schwierigen Zeiten Qualitätsjournalismus zu fördern. Aha. Ist das so? Ich habe da großen Zweifel. Wer mal als Journalist der Krupp-Stiftung, der Bertelsmann- Stiftung oder der Stiftung des verstorbenen DVAG-Chefs Reinfried Pohl kritische Fragen stellte, der weiß, wie schnell man dort auf zugeknöpfte Pressestellen stößt. Transparenz ist die Sache vieler unternehmensnaher Stiftungen nicht, so meine Erfahrung. Aus diesem Grund habe ich Bedenken, wenn jetzt, wie geschehen, die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in ver.di (dju) sowie der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) den Aufruf des Stiftungsverbandes pro Qualitätsjournalismus unterschreiben. Damit laufen sie Gefahr, gemeinsame Sache mit wirtschaftsnahen Akteuren zu machen. Denn diesen Aufruf unterzeichnet haben auch die BMW-Herbert-Quandt-Stiftung, die Vodafone-Stiftung, die Robert-Bosch-Stiftung, die Daimler-und-Benz-Stiftung, die Deutsche-Telekom-Stiftung sowie der unternehmensfinanzierte Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Wenn diese Akteure künftig Geld für Recherchen geben – wie unabhängig können Journalistinnen und Journalisten dann noch agieren? Ich finde: dju und DJV hätte sich besser überlegen sollen, zu wem sie da ins Bett steigen.

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