
Was passiert, wenn Sie ein riesiges Loch buddeln, 50.000 Euro reinschmeißen und das Ganze anschließend zuschütten? Verschimmeln die Scheine? Machen sich Mikroorganismen darüber her? In jedem Fall ist das Geld weg – es bringt keinerlei volkswirtschaftlichen Nutzen. So ähnlich geht es auch Menschen, die mit 50.000 Euro oder 100.000 Euro eine gemeinnützige Stiftung gründen – und dann feststellen, dass ihre Mini-Stiftung nicht ausreichend Erträge erwirtschaftet, um gemeinnützige Projekte zu finanzieren. Denn die Zinsen sind niedrig, und mit 50.000 Euro Kapital halten sich auch Dividenden-Einnahmen sehr in Grenzen. Doch zurückholen lässt sich das Stiftungskapital nur in wenigen Fällen – Stiftungen sind ja „auf ewig“ angelegt. Kein neues Thema. Auch ich habe darüber berichtet – in meinem vor zehn Jahren erschienen Buch. „Der Stiftungsboom der letzten Jahre hat in erster Linie zur Gründung von unterkapitalisierten Stiftungen geführt“, so zitierte ich damals die beiden Stiftungsexperten Rainer Hüttemann und Peter Rawert.
Stifterin: Wurde schlecht beraten
Nun hat auch Plusminus, die Wirtschafts- und Verbrauchersendung der ARD, das Thema entdeckt. Am 6. August porträtierte Plusminus eine Stifterin, die jedes Jahr aus eigener Tasche draufzahlen muss, um die Verwaltungskosten ihrer Mini-Stiftung zu finanzieren. Sie habe nicht gewusst, dass sie das Stiftungskapital nicht antasten darf. Ihre Bank habe sie schlecht beraten, heißt es in dem Fernsehbeitrag. In einem weiteren Fall klagt ein Stifter, dass er auf Zustiftungen von Dritten gehofft habe, die aber ausgeblieben sind. Insgesamt wirft der 9-Minuten-Film eine Reihe von Fragen auf, die sich jene stellen sollten, die mit ihrem Geld „Gutes“ tun wollen.
Banken kassieren dennoch Gebühren
Kapitalverschwendung durch Mini-Stiftungen ist keine Petitesse. 26,4 Prozent aller Stiftungen kommen auf ein Stiftungskapital von höchstens 100.000 Euro, schrieb ich 2015 in meinem Buch. „Es gibt Tausende von Stiftungen, die so klein sind, dass sie nur noch Gebühren für die Finanzdienstleister produzieren“, also für die mit der Stiftungsverwaltung betrauten Banken. So der Plusminus-Beitrag. Doch Ressourcen zu verschwenden, können wir uns nicht leisten, angesichts von maroder Infrastruktur, fehlendem Wohnraum, Kinderarmut und Klimakrise.
Stiftungslobbyisten kritisieren ARD-Beitrag
Ein Teil der Stifter-Blase zeigte sich übrigens not amused über den ARD-Film. Zwar gab es auf LinkedIn auch vorsichtig zustimmende Kommentare. Tenor: Die Sache mit den Klein-Stiftungen sei ja tatsächlich ein Problem. Anderen Stiftungslobbyisten schwoll offenbar der Kamm. „Merkwürdig naives Rührstück“, schimpfte Ansgar Wimmer, ehemals Bertelsmann-Stiftung, heute Alfred-Toepfer-Stiftung. „Sehr ärgerlicher Beitrag“, entfuhr es Volker Meyer-Guckel vom unternehmensnahen Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft.
Meine Position dazu, seit vielen Jahren: Es fehlt in den Medien ein kritischer Blick auf gemeinnützige Stiftungen. Anhaltspunkte gibt es genug. Ressourcen-Verschwendung durch Kleinstiftungen ist nur ein Thema von vielen. (Foto: seinfuchs auf Pixabay)




